Auch in 2019 organisieren wir, die "Lageschieber" der Ev. St. Georgsgemeinde Steinbach (Taunus) , die alljährliche Jugendsegelwoche auf dem Ijsselmeer und der friesischen Waddenzee. Aufmerksam geworden durch unsere seglerischen Aktivitäten, schloss sich in diesem Jahr die Evangelische Kirchengemeinde aus Arnoldshain an und wir erlebten gemeinsam, auf zwei Schiffe verteilt, eine unvergessliche Segelreise. Im Vorfeld hatte unserer Charterbüro sehr flexibel und hilfreich erst einmal die Schiffe für unsere Reise finden müssen. Dem seit vielen Jahren erprobten NAUPAR-Team gelang es, trotz mehrfachem Wechsel der Buchungen, die zwei schönen Schiffe UTOPIA und STERRENWIND für unsere Jugendsegelwoche bereitzustellen.
(fast alle Bilder könnt Ihr mit mouseclick vergrößern und speichern / downloaden!)
Freitag den 2. August erst einmal einkaufen. Sechs Einkaufswagen voll mit teilweise vorbestellten Artikeln. In einer Stunde ist alles erledigt. Mangels Bus dieses Mal mit Pkw und Anhänger zum transportieren.
Erster Anreise- und Segeltag, Samstag. 3.8.19 - Um vier Uhr in der Früh mit 43 Seelen Start mit dem bewährten LOSSA-Bus. Wir fahren in den anbrechenden Tag. Die meisten schlafen noch eine Runde. Vor 11 Uhr kommen wir in Enkhuizen an und schaffen unser Gepäck und die Einkäufe außnahmsweise vor der vereinbarten Ankuft um 12:00 Uhr an Bord. Zweimal wurden die Schlafsäcke vergessen aber Skipper Henri stellt problemlos Decken zur Verfügung.
Einklarieren auf der Utopia, einem der größten traditionell getakelten Klipper im Revier. Ein schönes Schiff, sauber und frisches Raumklima. Inspiratie jetzt Sterrenwind ist aufwändig renoviert und lackiert. Das Rigg hat neue Bäume und Gaffel auch das laufende Gut ist teilweise erneuert worden.
Weil wir im Regen in Enkhuizen angekommen sind, müssen erstmal die Sitzbänke an Deck sorgfältig trockengewischt werden.
Nachdem das Großsegel, die Fock und der Klüver stehen, jetzt noch das Besansegel durchsetzen. Hoch am Wind, Kurs Stavoren. Höher kommen wir heute nicht.
Wir genießen die Überfahrt von Enkhuizen nach Stavoren.
Alle Hände sind an Deck und die Rollen verteilt. Jetzt wird sich zeigen, ob jede / jeder auch morgen noch weiss, was er / sie zu tun hat.
Vor Stavoren. Segel runter und zusammenlegen. Wenn alle gemeinsam an der richtigen / gemeinsamen Falte ziehen, klappt´s auch und das Segel kann aufgetucht und abgedeckt werden.
Skipper Henri van Dijk hat sich wieder einmal auf eine Jugendgruppe eingelassen, die ihm bis dahin noch nicht bekannt ist. Hat er Glück mit den Mädels und Jungs - oder wird es ein anstrengender Törn?
Nach dem langen Tag, der ja zugleich Anreise und erste Segeletappe beinhaltete, stärken wir uns mit 8L Kraftbrühe mit Kartoffel- und Tortellini-Einlage und dazu Wiener Würstchen.
Nach getaner Arbeit oder nach reichhaltigem Essen - oder auch einfach so - wird gerne mal eine Kuschelpause eingelegt- - -
Am zweiten Segeltag, Sonntag, 4.8.2019 laufen wir von Stavoren nach Harlingen. Das schöne, lebendige Städtchen mit dem betriebsamen Fähr- und Fischereihafen hat mehrere Hafenbecken und wir legen gemeinsam, hinter der Sterrenwind im Wilhelmshaven an. Mit gehörigem Tidenhub geht´s alle 7 Stunden steil nach unten von der Mole an Deck.
Dritter Segeltag, Montag, 5.8.2019
Noch vor Sonnenaufgang um 04:00 laufen wir mit der ersten ablaufenden HW-Tide aus. Kurs Terschelling. Der frühe Vogel bekommt sicher einen guten Liegeplatz auf der Lageschieber-Lieblingsinsel. Wenn alle Segel stehen, wird unterwegs gemütlich gefrühstückt.
Die zwei Bordkatzen Luna und Lottje gewinnen schnell die Herzen der Gruppe
|
|
Alles, was sich an Deck bewegt, hilft nach Kräften mit, das Großsegel dicht zu holen. Der Wille zählt, nicht immer nur das Ergebnis!
Wind und Stom helfen uns, durch die Fahrwasser nach Terschelling zu kommen.
|
Wer als Katze den Aufenthaltsraum unter Deck betritt, wird sofort in hohem Bogen rausgeworfen.
Da hilft auch kein engagiertes Mithelfen an Deck. |
|
Unterwegs nach getaner Arbeit gibt´s ausnahmsweise fertig vorbereitete Schnittchen, die dankbar angenommen werden.
|
Früh am Morgen laufen wir West Terschelling an. Im noch fast leeren Hafen, direkt am Steg vor der Hafenmeisterei, bekommen wir den perfekten Anlegeplatz. Allgemeines Erkunden der Insel. Dünen und Strand laden zu Spiel, Spaß und Baden ein. In West Terschelling werden die Läden und Supermärkte mehrfach aufgesucht, um die Vorräte in den Bordküchen aufzustocken. Abends noch ein Absacker gemeinsam mit den Arnoldshainer Betreuern Christoph und Daniela sowie Maat Markus im Café `t Zwaantje. Am Tresen ein Gemälde des Wahrzeichens von Terschelling - der Brandaris-Leuchtturm. |
|
Vierter Tag, "Bergfest der Segelreise", Dienstag, 6.8.2019 - Liegen auf Terschelling.
Der
älteste Leuchtturm der Niederlande: Der Brandaris (Wahrscheinlich benannt nach dem Heiligen Brandarius) - Wahrzeichen von Terschelling, wo er im Jahre 1594 erbaut wurde, nach dem zwei Vorgänger-Türme vom Meer verschlungen bzw. umgestürzt waren. Der heutige Brandaris, Namensgeber von Restaurants, Straßen, Schiffen und vielem mehr ist auch heute wichtiges Leuchtfeuer und Wächter über die Seefahrt.
Nach Frühstück und Schiff klarieren, geht´s mit den gemieteten Fahrrädern kreuz und quer über die Insel. Der schöne Sandstrand lädt zum Baden und chillen ein und überhaupt gibt es auf der Insel viel zu entdecken!
Abends gibt es für beide Schiffe leckere Kibbeling mit Bonusportion vom Fischverkäufer. Seit wir Terschelling anlaufen, gibt es traditionell für alle eine Portion Kibbeling mit Remoulade und Kartoffelprüee oder -salat. Wir glauben, dass der VISWINKEL DE BAKVIS den besten Kibbeling auf der ganzen Welt macht.
|
Wir verdrücken über sieben Kilogramm leckere Kibbeling. Seit wir Terschelling anlaufen, gibt es traditionell für alle eine Portion Kibbeling mit Remoulade und Kartoffelprüee oder -salat. Wir glauben, dass es im VISWINKEL DE BAKVIS den besten Kibbeling auf der ganzen Welt gibt! Traditionell aus Dorsch (Kabeljau) heute auch aus Seehecht oder Seelachs hergestellte, mundgerechte Filet-Stücke werden mit einem Backteig (nach Geheimrezept) überzogen und frittiert.
Während wir auf unsere Portion warten, fällt auf der gefliesten Wand ein grüner Fisch auf, der, obwohl absolut symmetrisch aufgebaut, nach Meinung vieler einen eher freundlich lachenden Ausdruck hat. Woran das wohl liegt? |
|
Fünfter Tag , Mittwoch, 7.8.2019: Wir verlassen die "Perle des Wattenmeeres" - Kurs Makkum.
|
Die UTOPIA und die STERRENWIND verlassen das Inselidyll und werfen in West Terschelling die Leinen los.
Danke Jared, für das schöne Foto von der auslaufenden UTOPIA! |
|
Gegen 11 Uhr wandert der Brandaris achtern aus - Kurs Kornwerderzand. Wir erwarten kräftigen, aber günstigen Wind. Die Sterrenwind läuft zurück nach Harlingen wir mit der Utopia durch die Schleuse nach Makkum.
Bevor es ins Fahrwasser nach Süden geht, drehen sich die Schiffe in den Wind um die Segel zu setzen.
Am Anfang geht´s noch leicht - aber zum Schluss braucht´s mächtig vereinte Muskelkraft, um das Vorliek des Großsegels stramm durchzusetzen.
Unterwegs produzieren wir leckere Bolognese und lassen es uns während der Fahrt gutgehen.
|
|
|
|
|
Unter den Segeln, mit baumelder Seele, Blick in die Weite lässt es sich gut und in Ruhe sinnieren, träumen und nachdenken. |
|
MEER
Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren
und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen
Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen nur Meer
Nur Meer
(Erich Fried) |
|
|
|
|
|
Neben der Aufforderung zum Staunen und stiller Spiritualität gibt es, besonders für die Jugend, auch die Berechtigung zum augelassenen Badespaß! Gelegentlich liegen wir vor Anker und nutzen das Schiff als Plattform für mehr oder weniger waghalsige Sprünge von Deck oder vom Klüverbaum. Die vier Kajaks an Bord der Utopia bereichern den Spaß erheblich!
In naher Vorbeifahrt warten die Gruppen an Deck der beiden Schiffe auf den nächsten Badestopp.
|
Gut vertäut in Makkum liegen wir vor den großen Werfthallen. Es wird gerade noch eine weitere dazu gebaut. Für Schiffe, die nur von ganz wenigen Menschen genutzt und bezahlt werden können.
6. Segeltag, Donnerstag, 8.8.2019 - Sehr
früh starten wir. Leinen los am Steg in Makkum und dann hart am Wind, Kurs Stavoren. Frühstück unterwegs, nach dem Segelsetzen. Anschließend ist ein gewisser Rudergänger fast ganz allein an Deck. Nur ganz vorn am Klüver scheinen welche auf die manchmal am Bug hochschießende Gischt zu warten, um eine Dusche zu nehmen.
Angekommen in Stavoren geht es durch die Johan-Friso-Schleuse in den Kanal. Bis wir auf einer winzigen Insel in den Binnengewässern landen und dort alles für die letzte Party vorbereiten.
|
Nach idyllischer Kanalfahrt unter Fock und teilweise Maschine entdecken wir eine uns bisher unbekannte Super-Location für die Wokparty: Nieuwe Kruispolle! Hier wird das geschnibbelte Gemüse und das marinierte Hühnerfleisch im WOK gebraten und mit Basmatireis an alle hungrigen Seglerinnen und Segler inklusive der nautischen Crew verteilt. Jeder kann sooft mit der Schüssel an die Pfanne kommen, wie er / sie will.
-
WOK-Flat!
Tatsächlich legt morgens um ca. 08:00 überraschender Weise auf dem Inselchen ein Versorgerboot für Brot und Backwaren an! Und so kann sich die Besatzung der STERRENWIND noch eindecken, weil man, aus Harlingen kommend, keine Zeit mehr zum Einkaufen hatte. |
Feierabend! -
Letzter Segel- und Heimreisetag, Freitag, 9.8.2019: Es regnet und wir fahren mit Motorunterstützung sehr hoch am Wind nach Enkhuizen sind bereits um 12 Uhr da und nach dem Gruppenfoto beladen wir den Bus. Eine Lageschieberfahne möchte nicht wieder nach Hause und vertörnt sich in den Wanten der Sterrenwind, so, dass man sie nicht einholen kann. Vielleicht sehen wir sie ja wieder!
|
Wir bedanken uns bei den Matrosen und Skippern für die wunderschöne Segelwoche. Die UTOPIA-Crew bekommt zum Abschied einen von allen Steinbachern signierten Fender geschenkt. Im Gegenzug bekommen wir eine Peace Fahne von der Crew, die mit uns sehr zufrieden war. Gerne kommen wir wieder!
Danke Hevi, für das schöne Bild! |
Auf der Rückfahrt, immer wieder stockenden Verkehr. Als hätten wir noch nicht genug Wasser gehabt, gibt es sogar während der Heimreise im Bus nochmal ordentlich "Wasser unter dem Kiel" - Trotzdem eine sehr angenehme Fahrt mit dem bewährten LOSSA-Bus. Abschied in Arnoldshain
von der STERRENWIND-Crew -und um ca. 23:00 Uhr kommen wir, mit vielen Eindrücken und Erfahrungen angefüllt, sicher und wohlbehalten in Steinbach an. - Gott sei Dank!
(Andreas Mehner)