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Gereon Positioning System unterstützt Rettungs-Manöver mit der "Chaos-Lageschieber-SAR-Crew"

 

 

 

größer!Eigentlich wollten wir ja gar nicht mehr segeln. Das Jahr war seglerisch für Herbert und mich erfüllt und abgeschlossen. Es ist schon November. Die Saison ist beendet - und weil man nicht alles haben kann, gibt es für mich nur ein verlängertes Wochenende auf Elba, um Herbert zu besuchen. Geträumt waren natürlich wochenlange Törns nach Afrika oder wasweisichwohin!

Also: nur mal sehen, wie er da so lebt. Im Segelzentrum Elba. Neben der Werft, mit seinen Segel-Kommunarden. Davon allerdings ist nur noch einer übrig. Steve ist noch da. Aber das reicht vollkommen aus. (!) wir hatten wohl mehr zu dritt, als man zu zehnt haben kann.

Aus den vier Tagen sind dann doch acht geworden, weil es mit dem Schlafen nicht so geklappt hat, wie´s sonst so üblich ist. Viel zu erzählen, viel zu berichten. Besonders gefährdet wird die Nachtruhe immer dann, wenn Gereon bittet, nachts zwischen Korsika und Elba Yachten mit leerem Dieseltank, verletztem Skipper und hilfloser, orientierungsloser Crew und Kindern an Bord zu suchen und nach Portoferraio zu bringen. Nach neun Stunden in der Mondfinsternis mit viel Regen, wenig Temperatur, viel Wind und Gemüsebrühe trinken wir nach getaner Arbeit unser Anleger-Bier morgends um 06.15 Uhr Ortszeit an der Mole in Portoferraio.

Außerordentlich begünstigt wurde der Erfolg unserer SAR-Aktion durch das Gereon Positioning System (GPS). Dieses System ist besonders dann erfolgreich anzuwenden, wenn das herkömmliche Global Positioning System (GPS) nicht anwendbar ist. Das nur auf Elba einsetzbare System funktioniert so: Zunächst braucht man eine Chaos-Lageschieber-SAR-Crew. Zum Beispiel Andreas, Herbert und Steve. Die fahren raus mit dem Boot. (hier die "Nora"). Möglichst ohne Mittag- bzw. Abendessen (dann sind die nicht so träge) - aber mit viel Schokolade Wasser, Tee und Gemüse-Brüh-Würfeln. Dann braucht man einen Gereon. Der fährt auch raus. Aber mit dem Auto. Auf die Berge, wo er gut sehen kann. Dann schließt er alle gesichteten Lichter als Zielobjekt aus, weil er per Handy mit der zu rettenden Crew vereinbart, z.B. die Decksbeleuchtung mal an und aus zu schalten. Passiert dies nicht, isses ein anderes Boot und nicht das Zielobjekt! Die Chaos-Lageschieber-SAR-Crew findet dann unweigerlich so oder so das gesuchte Boot. Steve springt dann wie eine Katze auf das andere Deck. Ich , - am Mast angebunden- schwengele am langen Ende den Dieselkanister rüber zu Steve, damit er ihn fangen kann - und Herbert versucht, daß das alles mit möglichst viel Abstand zwischen den wellen-tanzenden Bootrümpfen vonstatten geht.

Danach Kurs Portoferraio. Wir bleiben in Sichtweite. Auch für Gereon - der nutzt jetzt aber nichts mehr und kann schon heim fahren. Steve tankt nach, entlüftet die Maschine, rutscht nicht auf dem glibberigen Deck aus und schickt den Rudergänger in den Salon zum Ausruhen. Jetzt sitzt er da im Regen allein im Cockpit und denkt sich seinen Teil...

Herbert und ich vereinbaren, dass wir solidarisch und Steve zuliebe (das sei hier nochmal gesagt!), das Bimini-Top gegen Regen und Wind nicht aufspannen um im Trockenen zu rudern, sondern tapfer mit fast geschlossenen Augen gegen die Nadelstiche im Gesicht verkniffen angrinsen und die ständigen Tauchgänge der Positionslichter am Bugkorb längst ignorieren, weil die vor lauter Nässe sowieso nicht mehr brennen.

Mit allen heil heimgekommen und ein bischen stolz gab es dann die Zigarrette und das Bier, nebst dem Dank und der sehr ausführlichen Anerkennung.

Und die Moral von der Geschicht: Fahr ohne Lageschieber-Skipper nicht!

Andreas